Alfred  Schmidt (geb. 1930) studierte Design und Malerei von 1950 – 1954. Hier traf er auf Studienkollegen wie Wolf Vostell und Joseph Beuys, lernte das Fotografenpaar Bernd und Hilla Becher kennen. 
                Bis Mitte der  70er Jahre beschäftigte sich Schmidt überwiegend mit Design. Er wurde  Art-Direktor der Düsseldorfer „Werbeagentur Troost“ und leitete die  Entwurfsabteilung „form“. Alfred Schmidt entwarf 1965 für die Firma  Bayer-Leverkusen einen Flugwagen, der sowohl am Straßenverkehr, als auch am  Luftverkehr teilnehmen sollte. 1969 entwickelte er die Essigflasche für  Hengstenberg, die fast jeder schon einmal in seinen Händen hielt. Und auch das Logo der Elefanten-Schuhe geht auf den Düsseldorfer Designer zurück.  
              
                
                  1969 konzipierte  er einen Stapelballon, der mit dem Weltpreis „World Star 1970“ für  hervorragendes Design prämiert wurde und sich heute in der Sammlung „Design des  20. Jahrhunderts“ im „Museum Of Modern Art“ in New York befindet. 
                    Als Folge  davon erhielt Alfred Schmidt eine Gastprofessur für den Bereich Design an der  Universität von Buenos Aires.  
                    Das Fotografenpaar Bernd und Hilla Becher hatte sich zu dieser Zeit bereits auf sein Thema, nämlich die fotografisch-künstlerische Dokumentation alter Industriebrachen, spezialisiert. Und bei vielen Gelegenheiten nahmen sie ihren Freund, Alfred Schmidt, mit zu abenteuerlichen Expeditionen. Was Bernd und Hilla Becher fotografierten, hielt Alfred Schmidt zeichnerisch fest. So entstanden dessen erste künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Thema Bergbau.   | 
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                  Seit  1972 beschäftigte sich Alfred Schmidt mit der Idee, auf den Bergwerken des  Ruhrgebietes „unter Tage“ zu malen und zu zeichnen. Aber erst  1975 konnte er dieses Vorhaben in die Tat umsetzen. In diesem Jahr siedelte er,  gemeinsam mit seiner Frau, der Künstlerin Monika Schmidt, ins  Ruhrgebiet um. In der Folgezeit entstanden erste Zeichnungen aus der Welt der Bergleute. 
                    1981 wurde Alfred Schmidt wegen seiner künstlerischen und sozialen Verdienste um das Revier zum ersten Ehrenbürger des Ruhrgebietes ernannt. Eine Auszeichnung, die bis heute verliehen wird und die, neben vielen anderen, zum Beispiel Rudi Assauer, Johannes Rau und die Missfits erhielten.  
                    Was  für nur kurze Zeit geplant war, entwickelte sich zur Lebensaufgabe. Alfred Schmidt suchte ein Haus, um nicht nur konzinuierlich an seinem Thema weiter zu arbeiten, sondern auch eine Begegnungsstätte für Kunst, Künstler und die Bevölkerung zu gründen. 1983 eröffnete er das "Kulturhaus Bergmannsglück" auf der gleichnamigen Zeche im Gelsenkirchener Norden.  | 
                 
               
              Hier plante und organisierte er die vielen Aufsehen erregenden Kunstaktionen, mit denen er immer wieder von sich Reden machte. Und er bot internationalen Künstlern die Möglichkeit, im Rahmen eines Stipendiums das Revier und die Bergleute kennen zu lernen und ihre Erfahrungen künstlerisch zu verarbeiteten. Diese Künstler lebten nicht nur unter dem Dach des Künstlers, sie wurden für jeweils drei Monate in dessen Familie aufgenommen. 
                Anfang der 90er Jahre schuf sich Schmidt ein künstlerisches Denkmal. Mit der Gestaltung des U-Bahnhofes "Consolidation" in Gelsenkirchen machte er den Bergbau für jeden erlebbar und setzte Maßstäbe - kulturell wie stadtplanerisch. Schmidt überzeugte die Stadt Gelsenkirchen im Vorfeld von dieser Idee, deren finanzielle Mittel eine Realisierung nicht zuließen. Also suchte der Künstler selbst Sponsoren und arbeitete auch auf diese Weise an der Verwirklichung seines Plans mit. 
               
              
                
                  | Im Jahr 1997 wandte sich Alfred Schmidt der Bremer Vulkan Werft zu. Er sah Ähnlichkeiten, als er die Situation der Bergleute mit der der Werftarbeiter verglich. Und diese wollte er zeichnerisch festhalten. Der Künstler begleitete den Bau des letzten Schiffes auf der Bremer Werft. Es entstanden wieder detailgetreue Bilder, die Menschen und Arbeit portraitierten. Ganz, wie man es von Alfred Schmidt seit Jahrzehnten gewohnt war. Während dieser Arbeit wurde der engagierte Künstler von einem Team des WDR begleitet. Es sind die letzten Bilder vom Künstler und die letzten vom Bremer Schiffsbau. Und so trägt die Dokumentation nicht umsonst den Titel: "Das letzte Schiff". | 
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              Fast 25  Jahre lang stand der Bergbau im Mittelpunkt des Lebens von Alfred Schmidt. In unzähligen  Zeichnungen erschloss er unter schwierigsten Bedingungen zeichnerisch die Welt  unter unseren Füßen und trug sie in über 30 Aktionen im öffentlichen Raum zu  den Menschen. Auf regionaler, überregionaler, ja sogar internationaler Ebene  vermittelte er damit detaillierte Eindrücke von der „Raumfahrt ins innere der  Erde“. Seine Bilder und Zeichnungen wurden so zum letzten und einzigen derart  zusammenhängenden Zeugnis der Industrialisierung, eines der wichtigsten  Faktoren neuer deutscher Geschichte.  
                Alfred Schmidt verstarb am 20. Dezember 1997. 
             
            
              
                
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                  1977 erschien Alfred Schmidts Buch „unter  Tage“. 
                    1979 folgte eine Ausstellung in der  Landesvertretung von NRW in Bonn 
                    1981 fand die „Aktion Bilderwagen“ statt,  die erste, einer langen Reihe von spektakulären Kunstaktionen im öffentlichen  Raum. Alfred Schmidt wanderte damals mit einem Handkarren, auf den seine Bilder  gespannt waren, in 50 Tagen durchs Ruhrgebiet. 
                    1981 wurde er als Reaktion auf diese  Kunstaktion zum ersten Ehrenbürger des Ruhrgebiets ernannt 
                    1979 – 1982 griff der Künstler immer wieder  die Aktion „Familienbefahrung“ auf. Beim Kaffee sprach er mit  Bergarbeiterfamilien über Kunst und Kultur 
                    1983 Gründung des „Kulturhauses  Bergmannsglück“ auf dem gleichnamigen Zechengelände 
                    1984 – 1990 Künstler-Austausche:  Ausländische Künstler erhielten ein Stipendium und arbeiteten drei Monate am  Thema Ruhrgebiet 
                    1986 – 1988 Hielt Alfred Schmidt 80 Vorträge  in Schulen zum Thema „Was ist eine Zeche“ | 
                 
               
              1989 Zum 100jährigen Bestehen der IG Bergbau  und Energie fanden unter dem Titel „Arbeit und Leben, Bergbau und Bergleute“  180 Ausstellungen gleichzeitig mit jeweils 30 Bildern im öffentlichen Raum  statt. Alfred und Monika Schmidt betreuten diese Ausstellungen tagtäglich und  suchten ständig das Gespräch mit den Menschen auf der Strasse 
                  1989 – 1992 arbeitete Schmidt am U-Bahnhof  „Consolidation“ in Gelsenkirchen Bismarck an der Marschallstraße. Mit diesem  „Bahnhof für die Bergleute“ schuf der Künstler mehr als eine U-Bahn-Station, er  vermittelte durch eine spezielle Konstruktion der beiden 100 Meter langen und  vier Meter hohen Emailleplatten einen echten Einblick in die Welt unter den  Füssen der Besucher. 
                  1990 Aktion „Kunst als Lebensmittel“ –  Bilder und Gespräche in Krankenhäusern der Bundesknappschaft 
                  1990 Aktion „Bilder von Kumpel und Kohle im  Kraftwerk“ in Bremen, für die die Bilder auf einem Kohlenschiff nach Bremen  transportiert wurden 
                  1990 erschien das Kinderbuch „Doppelter  Geburtstag“ – eine Geschichte für Grosse und Kleine. Text von Jürgen Groß  (Stipendiat im Kulturhaus  
                Bergmannsglück), Bilder Alfred Schmidt 
                1994 Soziokulturelle Aktion im Kraftwerk  „Westfahlen“ 
                1994 Unter-Tage-Ausstellung „Befunde zur  Wirklichkeit“ 
                1995 „Raumfahrt ins innere der Erde“ – Eine  Ausstellung im „Deutschen Museum“ München 
                1995 Ausstellung in der Galerie „Athenaeum“  in Kopenhagen 
                1996 Entwurf „Landmarke Ruhr“ (nicht mehr  verwirklicht) 
                1996 Aktion „Bilderschiff“: Auf einem  Binnenschiff wurde beidseitig ein Gestell aufgebaut, an welchem wetterfeste,  auf Planen gedruckte Bilder Alfred Schmidts befestigt wurden. So fuhr das  Binnenschiff durch Deutschland, hielt in jedem Hafen wo es nur möglich war um  den Menschen überall einen Eindruck von der Arbeit und sozialen Lage der  Bergleute zu vermitteln. An Bord war natürlich der Künstler selber. 
                1996 Beteiligung an vielen Mahnwachen zur  Erhaltung des Ruhrbergbaus 
                1997 Ausstellung im Landtag zu Düsseldorf 
                1997 Entstehung der Schiffsbaubilder auf der  „Vulkan Werft“ 
                1997 Druck der Postkartenserie „Aus dem  Vegesacker Tagebuch“ 
                Dies alles und noch vieles mehr hat Alfred Schmidt in seinem Leben geschaffen. 
                1997 Alfred Schmidt starb im Dezember 
             
            
                
              Drucke und Postkarten mit Motiven von Alfred Schmidt, sowie dessen Buch "Unter Tage", sind in der Galerie Alfred-Schmidt-Haus erhältlich. 
              Daneben werden einige Arbeiten Alfred Schmidts ab dem 27. August 2015 bis zum 5. Januar 2016 in der Marler Insel. 
             
            
               
              ALFRED SCHMIDT: "UNTER TAGE"
                
              
                
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                  Bereits 1977 erschien Alfred Schmidts Buch "Unter Tage". Der Künstler beschreibt hier, warum er sich gerade dem Bergbau gewidmet hat, erklärt in fiktiven Gesprächen mit Kumpeln seine künstlerische Arbeit und seine Sicht auf die Arbeitswelt der Bergleute. Zudem sind in diesem Buch einzigartige Zeichnungen abgedruckt. Viele dieser Arbeiten sind bereits seit langer Zeit verkauft und auch nicht als Druck erhältlich. In ganz besonderer Weise machen diese Zeichnungen deutlich, welchen Problemen Alfred Schmidt unter Tage ausgesetzt war. Sie zeigen Szenen aus der Zeit, als der Künstlers nachts mit der Reparatur-Schicht unterwegs war. Sie erzählen von Zerstörung und der Gewalt des Berges.  
                    Einige wenige Exemplare sind derzeit noch über die Galerie Alfred-Schmidt-Haus erhältlich. 
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